Das einstige Kultgetränk mit seinen Höhen und Tiefen

Sie war das Kultgetränk in den 90er Jahren. Zahlreiche Szeneviertel in Hamburg, Berlin oder München kamen ohne sie nicht aus. Doch die Bionade schlitterte auf einen Abwärtstrend zu, den sie nur schwer auffangen konnte. Bis heute steckt hinter der „gebrauten“ Limonade aber eine interessante Geschichte und ein nachhaltiger Grundgedanke. Fragt man die meisten Menschen, was sie mit dem Begriff „Brauen“ in Verbindung bringen, dann erhält man als Antwort sofort „die Herstellung von Bier“. Doch nicht nur Bier kann man brauen, sondern auch Erfrischungsgetränke. Dieter Leipold war Diplom-Braumeister und hatte die Vision, ein  zuckerarmes Erfrischungsgetränk zu brauen - nur halt ohne Alkohol und somit für Kinder geeignet.  Leipold, gebürtig aus der Rhön, arbeitete hart an der Umsetzung seiner Idee und experimentierte fast Tag und Nacht an der geeigneten Formel. Zahlreiche Rückschläge und das kritische Beäugen seiner Nachbarn, hielten ihn dennoch nicht ab und so kam letztlich der erfolgversprechende Moment.

Mit dem Durchbruch wird das Unternehmen „Bionade“ gegründet

1989 hatte Dieter Leipold den Durchbruch geschafft und Zucker in Gluconsäure verwandelt. Damit war es nun möglich ein Erfrischungsgetränk herzustellen, das wie ein Bier gebraut werden konnte. Leipold gründete sein „Start-up“ Unternehmen und baute die Privatbrauerei Peter KG für die Produktion seiner „Bionade“ um. In Bionade steckt übrigens nicht die Abkürzung für „biologisch“, sondern die Abkürzung „biotechnologisch“, da sich dieser Begriff auf die Zuckerumwandlung bezieht. Heute treffen die ersten drei Buchstaben aber auch auf den Grundsatz der Firmenphilosophie, denn mittlerweile finden nur biologisch angebaute Produkte den Weg in die Bionade. ​


Die Produzenten der BIONADE setzen seit der Gründung auf ökologische Produkte aus der Region der Röhn

Bionade wird Kult

Bionade wird in den ersten Geschäftsjahren überwiegend in Szenekneipen und in Naturkostläden verkauft, was sie anfangs zum Nischenprodukt macht. Doch als der Durchbruch im Hamburger Schanzenviertel gelingt, erhält die Bionade mehr und mehr Bekanntheit und entwickelt sich zum allmählichen Kultprodukt. Die Bionade breitet sich mehr und mehr aus und wird das Kultgetränk, passend zum urbanen Lebensstil. Sie zählt zu den Getränken, die durch nachhaltige, biologische und heimische Landwirtschaft entsteht. Zahlreiche Inhaltstoffe werden in der Rhön von örtlichen Landwirten produziert, was die Transportwege reduziert und somit den Grundgedanken der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes garantiert. Das Getränk trifft somit den Zeitgeist einer ganzen Generation und wird immer beliebter.

Plötzlich kommt der Absturz

2009 geht ein Großteil der Firmenanteile an die Braugesellschaft der Radeberger-Gruppe über. Die Bionade GmbH besitzt nur noch einen eigenen Anteil von 30%. Vielen Fans „schmeckt“ der Abverkauf der Firmenanteile nicht und so fällt der Marktanteil in den darauffolgenden Jahren stetig ab. 2012 übernimmt die Radeberger-Gruppe, die ebenfalls der Dr. August Oetker KG angehört, die restlichen 30% und so wandert die Bionade letztlich komplett in die Hand des Großkonzerns. Die Marktanteile schwinden und so fällt Absatz der einstigen Kultbrause weiter ab.

Andere Brauereien ziehen nach

Mittlerweile muss sich die Bionade den Getränkemarkt mit anderen Kräuterlimonaden teilen. Zahlreiche Brauereien haben in den letzten Jahren ihre Hausaufgaben gemacht und eigene Produkte auf den Markt gebracht. Damit ist das einstige Kultimage der Bionade dahin. Der ehemalige Marktführer trifft nun weniger den Zeitgeist der aktuellen Konsumenten, da Bionade zum Discountprodukt geworden ist. Die Besonderheit und das Einzigartige –nicht überall erhältlich zu sein- fehlen mittlerweile gänzlich. Nur die Vorstellung vom biologischen Erzeugnis ist geblieben.

Was also tun, um die einstige Kultlimo zu retten?

Das Kultgetränk kämpft bis heute um seine Daseinsberechtigung, auch im klassischen Getränkegroßhandel und im Regal der Discounter. Immer neue Sorten sollen den damaligen „Run“ auf das Getränk reaktivieren.  Aktuell vertreibt der Hersteller die neue Sorte „Schwarze Johannisbeere mit Rosmarin“ und will damit neue Maßstäbe setzen. Der passende Marketingspruch „Für diese Beere ist ein Kraut gewachsen“, soll ein „außergewöhnliches und leckeres“ Geschmackserlebnis hervorrufen. So verspricht es zumindestens Beate Balzert vom Marketing. „Die heimische Beere und das exotische Kraut, das war Liebe auf den ersten Blick“, so die Marketingleiterin. [caption id="attachment_1128" align="alignnone" width="182"] Mit der "schwarzen Johannisbeere + Rosmarin" will man neue Wege gehen[/caption] Das Revival des Kultgetränks ist noch nicht abgeschlossen. Bleibt zu hoffen, dass der „biologische“ Grundgedanke von Einst die nächsten Jahre eine Wendung in der Bionade-Welt hervorruft. Wünschenswert wäre es allemal, denn hinter dem Markennamen steckt nach wie vor eine tolle Story. Es ist bis heute die Geschichte eines Mannes mit einer Vision, die letztlich zum Erfolg geführt hat. Hoffen wir, dass dieser Erfolg wieder zurückkehrt und das Produkt wieder den Zuspruch erfährt, den es trotz aller Höhen und Tiefen bis heute verdient hat. Banner_PDF_ePaper copy