Braukunst aus dem Norden Deutschlands

Im Jahre 1848 eröffnete ein friesischer Visionär ein Brauhaus in Jever. Doch allein in Jever und dessen Umgebung gab es bereits mehr als 20 kleinere Braustätten und Brauhäuser, sodass Diedrich König anfangs nur Spott und Hohn erntete. Er ließ sich nicht beirren, glaubte fest an den Erfolg, und dass sein Bier etwas ganz Besonderes ist. Über zwanzig Jahre baute er seine Brauerei auf und investierte Zeit und Geld in sein Herzensprojekt. Als König 1867 verstarb, verkaufte sein Sohn die Brauerei an einen gewissen Theodor Fetköter. Mit Fetköter gelang schließlich der Durchbruch, denn der ambitionierte Kaufmann sorgte schnell dafür, dass sich das Bier in ganz Ostfriesland verbreitete. Er schaltete Werbeanzeigen in Zeitungen, ließ spezielle Flaschen produzieren und verwandelte die kleine Brauerei somit zum Großkonzern.

Einbruch während des Ersten Weltkriegs

Mit dem Ersten Weltkrieg trat auch für das Brauhaus eine schwere Zeit ein. Sohn Theodor Fetköter, der die Brauerei mittlerweile übernommen hatte, fiel an der Front. Jahre später traf das Unternehmen zudem die Wirtschaftskrise, weshalb die Brauerei erneut verkauft wurde. Dieses Mal nach Hamburg zur Bavaria-St. Pauli-Brauerei. Sie vertrieb, ab 1934, das Bier unter dem heute noch gültigen  Namen „Jever Pilsener“.  Doch die nächste Krise ließ nicht lange auf sich warten. Der Zweite Weltkrieg forderte seinen hohen Tribut, da die Rohstoffe für die Bierherstellung knapp wurden und es auch an Arbeitern mangelte. Weiter erschwerte die Nachkriegszeit ein Vorankommen. Da der Kraftstoff knapp war, konnten die Liebhaber des Bieres dieses nur noch direkt am Werk selbst abholen, da eine Auslieferung unmöglich war.

In den 50er wächst der Erfolg

Erst die 50er Jahre brachten Schritt für Schritt einen Aufstieg. Die Brauerei schrieb wieder schwarze Zahlen und entwickelte sich schnell zu einem niedersächsischen Traditionsunternehmen. Jever ist bereits in den 60er Jahren in der deutschen Bierkultur etabliert und wächst in den nachfolgenden Jahren weiter an. Stetig wird die Brauerei um Gebäude und Material erweitert und schnell steigen die Flaschenproduktion und der Verkauf an.

Jever setzt auch heute noch auf Braukunst - geht aber auch neue Wege

Bis heute  ist Jever ein Traditionsbier geblieben und hält einen hohen Marktanteil. Besonders im niedersächsischen Norden, in Hamburg und Schleswig-Holstein, ist das Bier nach wie vor beliebt. Jever steht jedoch nicht nur für Tradition. Heute setzt das Unternehmen auf Nachhaltigkeit, Jugendschutz und gezieltes Marketing. Somit geht der Braukonzern mit der Zeit und beschreitet auch einmal neue Wege. Immer wieder verlost das Unternehmen hochpreisige Gewinne, wie beispielsweise Geländewagen, VW-Busse oder Abenteuertouren. Dann jedoch immer mit dem Logo der Brauerei und somit mit einer darstellerischen Präsenz seiner Marke. Doch mit dieser Kundenakquise und den zahlreichen Kampagnen verhilft der Konzern dem norddeutschen Ostfriesenimage, indem es zeigt, dass das „friesisch Herb“ nur für das Bier und nicht für die Leute steht.